Volks- und Raiffeisenbanken: Kannst du es dir leisten, alt zu werden?

Volksbank Werbung

Die Volks- und Raiffeisenbanken macht aktuell mit folgendem Plakat Werbung.

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Kannst du es dir überhaupt leisten, alt zu werden?

Als ich diese Werbung gesehen habe, hat es mir erst mal die Sprache verschlagen. Der Satz kommt so unschuldig daher, aber was er in sich birgt, ist ein Armutszeugnis für ein reiches Land, wie Deutschland.

 

 

Noch mal in aller Deutlichkeit: „Kannst du es dir überhaupt leisten, alt zu werden„, oder musst du arbeiten, bist du umfällst?

Stehen wir denn wirklich vor der Wahl,
– entweder zu arbeiten, bis wir sterben, weil uns Rente und Erspartes nicht reichen, uns menschenwürdig zur Ruhe zu setzen,
– oder zufällig zu den wenigen Glücklichen zu gehören, die mit einer ordentlichen Ausbildung z.B. als Facharbeiter genug Geld verdienen, um ein wenig für später auf die Seite zu legen?

Wobei das ja nicht wirklich eine Wahl ist. So wenig, wie es eine Wahl ist, ob man in Deutschland oder Syrien geboren wird; oder in einer Akademiker-Familie oder in einem „Problem-Viertel“; oder ob einem ausreichend Intelligenz für ein Studium gegeben wurde oder nicht.

Altersarmut (die die Regierung mit Mindestrente zu bekämpfen versucht) weitet sich aus. Rentner gehen Flaschen sammeln. Manche Kindern haben durch ihre soziale Herkunft in dieser Gesellschaft bereits verloren. [1] Die Hälfte der Menschen in Deutschland besitzen kein Vermögen, sind also auf die staatliche Rente angewiesen. Und die Arm-Reich-Schere vergrößert sich. Die Masse hat keine Chance Vermögen zu bilden, während die reichsten 10% immer mehr Vermögen anhäufen. [2] Gleichzeitig sinken die Renten aufgrund von Kürzungen, real stagnierenden Löhnen oder Lohndumping. Die Aussichten auf einen menschenwürdigen Lebensabend liegt für Viele in weiter Ferne.

Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt.

Zurück zum Thema: Was treibt dann wohl jene an, die sich von diesem Slogan (tatsächlich) angesprochen fühlen? Mit dem „du“ spricht die Volksbank eher die jüngere Generation an. Diese befürchtet ja schon, dass die staatliche Rente kaum reichen wird, wenn es denn überhaupt eine gibt. (Vielleicht dann wenigstens mit 80?) Es gibt kaum Aussicht auf einen Ausbildungsplatz und eigentlich will die Industrie Akademiker oder Hilfsarbeiter oder beides gleichzeitig: Akademiker zum Lohn von Hilfsarbeitern. (Bisschen Sarkasmus darf sein.)

Was also treibt diese Menschen an? Verzweiflung und Existenzangst!
Da frage ich mich doch, was wohl die Volks- und Raiffeisenbanken antreibt, mit solche Ängsten zu spielen und weiter zu schüren, um damit auf Kundenfang zu gehen?! Für mich ist das auf gleichem Niveau, wie die Angstmache für den Stimmenfang diverser rechter Parteien.

Absolut unterirdisches Niveau. Schämt euch!


[1] Jahnke: Chancengleichheit war einmal

[2] DIW: Anhaltend hohe Vermögensungleichheit in Deutschland