Die freie Marktwirtschaft muss eingedämmt werden

Viele glauben ja an die freie Marktwirtschaft, bzw. dass sich der freie Markt selbst reguliert. Dass das nicht so richtig funktioniert sieht man aktuell mal wieder an der Mietpreisbremse.

Man kann auch daran glauben, dass sich eine ausgebrochene Seuche selbst reguliert und dass die Natur wieder von sich aus für ein Gleichgewicht sorgt. Das ist natürlich auch der Fall. Nur dass die Seuche erst mal für massiven Schaden sorgt und so viele Wirte dahin rafft, bis nur noch ganz wenige Starke (Immune, Resistente) übrig bleiben. Genau so funktioniert auch unsere „Freie Marktwirtschaft mit Kapitalismus“.

Deswegen wird ja an allen Ecken gegengesteuert und eingedämmt, was das Zeug hält. (Wobei vorher natürlich durch falsche Entscheidungen, wie Hartz IV, Deregulierung, etc., die Ausuferung vorangetrieben wurde.)

Gegen die hohen Mieten in den Städten gibt es jetzt die Mietpreisbremse. Während gleichzeitig die ländlichen Gegenden entsiedeln.
Dem Niedriglohnsektor will man mit dem Mindestlohn bei kommen. Das Umgehen von Tarifverträgen durch Zeitarbeitsfirmen will man auch gesetzlich einschränken.
Die Armut im Alter durch eine Mindestrente vermeiden. (Nebenbei: Es macht mich sehr traurig zu sehen, wie viele Rentner in Frankfurt Flaschen sammeln.)

Aber all das funktioniert nur bedingt. Bei der Mietpreisbremse stellt sich die Frage: Was ist überhaupt „ortsübliche Vergleichsmiete“, bzw. es fehlen schlicht und einfach die Daten um einen solchen Wert berechnen zu können.
Die Lohnangleichung der Leiharbeiter wird einfach durch diverse Gesetzeslücken und sehr kurze Verträge umgangen.
Für den Mindestlohn gibt es zig Ausnahmen und es braucht tausende Beamte, die die Einhaltung des selbigen kontrollieren müssen.

Mit einem bedingungslosen Grundeinkommen würde man all diese Probleme auf einen Schlag lösen. Alle diese Probleme entstehen nämlich durch die gleiche Ursache: Die Kopplung des Einkommens an den Arbeitsplatz. Für die meisten (die vom Grundeinkommen noch nie etwas gehört haben, oder dagegen sind) scheint das auch völlig natürlich. Dem ist aber nicht wirklich so, denn ohne bedingungslose Unterstützung (z.B. seitens der Eltern) wäre keiner von uns am Leben, siehe auch meine Überlegungen hier.

Es steht uns frei das Konzept der Kopplung von Arbeit und Einkommen zu ändern.

Ich will nicht alle Facetten des BGE in diesem Artikel besprechen. Ich will mich hier lediglich auf die oben angesprochenen offensichtlichen Probleme, die durch die Kopplung von Arbeit und Einkommen, entstehen konzentrieren.

Mit BGE hätten wir keine Altersarmut. Da ein BGE [1] über der Armutsgrenze liegt, wäre auch im Alter das Einkommen gesichert.
Der Niedriglohnsektor würde verschwinden. Genauer gesagt: die prekären Arbeitsplätze. Denn durch das Grundeinkommen wären Wohnung, Essen und gesellschaftliche Teilhabe gewährt. Das Einkommen durch einen Arbeitsplatz wäre „on top“, würde also für zusätzliches Einkommen sorgen. Vielleicht arbeiten dann immer noch Menschen für einen „Niedriglohn“ wie 4 € oder 5 €. Aber zusammen mit dem Grundeinkommen wäre es genug für ein Menschenwürdiges Leben. (Siehe auch hier meine Überlegungen zur Lohnentwicklung.)
Auch das Problem der hohen Mieten in Städten bei gleichzeitiger Entsiedelung des Landes würde behoben. Denn die hohen Mieten sind das Resultat von Angebot und Nachfrage (Freie Marktwirtschaft?). (Zu) viele ziehen vom Land in die Stadt. Aber warum ziehen die Menschen in die Stadt? Weil sie Arbeit (genauer gesagt das Einkommen, das am Arbeitsplatz hängt) suchen, was sie auf dem Land nicht finden. Denn ihr Einkommen hängt vom Arbeitplatz ab. Mit einem BGE aber hätten sie ein gesichertes Einkommen. Sie könnten es sich erlauben, aufs Land zu ziehen, wo die Mieten günstiger sind, auch wenn die Aussichten auf einen Arbeitsplatz geringer wären. Mit der Rückwanderung der Menschen aufs Land käme aber auch Geld und Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen zurück, wodurch Arbeitsplätze geschaffen werden. Während gleichzeitig die Mieten in den Städten aufgrund der schwindenden Nachfrage sinken.

Die Ursache all dieser Probleme ist die Kopplung von Arbeit und Einkommen bei gleichzeitiger Ungleichverteilung der Vermögen und die daraus resultierende ungleiche Machtverteilung. Die Besitzer des Landes, der Häuser und Unternehmen, sowie die Arbeitgeber diktieren die Konditionen. Die Arbeitnehmer sind – wie man offiziell sagt – „abhängig beschäftigt“. Und jemand der abhängig ist, hat eine schlechte Position in Verhandlungen.

Das Grundeinkommen würde der Masse eine klein wenig Macht zurück geben. Das hat nichts mit Linkem Gedankengut zu tun. Sondern es geht darum in unserer Marktwirtschaft ein Gleichgewicht herzustellen, damit man die Ausuferungen nicht an allen Ecken und Enden eindämmen muss. Auch wenn man sich mit manchen Ideen und Überlegungen des Grundeinkommen nicht anfreunden kann. Wenn man sich die rein ökonomisch Auswirkungen ansieht, wie oben beschrieben, macht das BGE schon Sinn. Das Ziel ist eine stabile Gesellschaft, die auch in Zukunft tragfähig ist, mit einer breiten Schicht von Konsumenten, die sich gegenseitig die Arbeistplätze sichern. Und auch für die Arbeitgeber dürfte es sich lohnen, denn die Lohnkosten dürften mit BGE sinken.

Also sinkende Produktionskosten bei steigender Güternachfrage? Das ist ja noch besser als Mindestlohn! Ja, her damit, oder?!


[1] Was genau ein Grundeinkommen ist, bzw. wie hoch es ist variiert stark. Meiner Meinung nach sollte es Existenz sichernd, etwas über der Armutsgrenze liegen: ca. 1000 €.